Donnerstag, 23. Januar 2020

(Sitz-)Ordnung am Familientisch

Viele sehen den Esstisch als Mittelpunkt eines harmonischen und geordneten (Familien-)Lebens. In der Realität geht es dort jedoch häufig anders zu und her: die Geschwister streiten und zanken sich, klebrige Händchen greifen zur Salatschüssel und kippen dabei das Trinkglas um, schmutzige Wörter entweichen dem mit Sauce verschmierten Kindermund... 

Auch bei uns herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen am Familientisch. Wir haben unsere Sitzordnung am Tisch häufig gewechselt und angepasst - mit dem Ergebnis, dass sich das Klima zumindest für ein paar Tage oder Wochen verbesserte. Doch die "perfekte" Lösung hatten wir wohl noch nicht gefunden.

Vor ein paar Wochen bin ich dann auf einen Artikel gestossen, bei dem es um die systemische Ordnung in der Familie ging und dass diese auch bei der Sitzordnung am Tisch angewendet werden kann. So kam es, dass wir kurz vor dem Jahreswechsel unsere Plätze am Esstisch änderten. Inzwischen sind über drei Wochen vergangen und ich bin begeistert! Ich habe das Gefühl, dass nun jeder seinen Platz gefunden hat und somit eine grössere Zufriedenheit am Tisch herrscht.

Hier also ein paar Tipps, wie auch du die (Sitz-)Ordnung am Familientisch herstellen kannst:
  • Die Sitzordnung wird im Uhrzeigersinn aufgestellt. Das Herz wird unserer linken Körperhälfte zugeordnet und somit kann die Liebe in diese Richtung besser fliessen.
  • Falls der Tisch in der Nähe einer Wand steht, sitzen die Eltern mit dem Rücken zur Wand. Das stärkt ihnen - wortwörtlich - den Rücken.
  • Die Eltern sitzen sich nicht gegenüber, sondern nebeneinander oder bei einem quadratischen Tisch übers Eck - dabei sitzt meistens der Mann rechts und die Frau zu seiner Linken.
  • Die Geschwister sitzen in der Reihe ihres Alters links von der Mutter: das älteste Kind zuerst, links davon das zweitälteste Kind und so weiter im Uhrzeigersinn bis zum jüngsten Kind.
  • Ein Kleinkind, das noch nicht selber essen kann, sitzt neben der Mutter oder dem Vater. Sobald es soweit selbständig den Löffel halten kann, wird es auch in die Geschwisterfolge eingeordnet.
  • Wenn ein Familienmitglied bei einer Mahlzeit nicht da ist, wird sein Platz dennoch frei gehalten.
  • Bei einem rechteckigen Tisch sollte wenn möglich niemand am Kopfende sitzen, denn dieser Platz gebührt den Ahnen der Familie.
Wenn jedes Familienmitglied seinen entsprechenden Platz am Familientisch einnimmt, hat dies positive Auswirkungen auf das gesamte Familiensystem. Die Eltern werden gestärkt und in ihrer Aufgabe, die Familie zu leiten, unterstützt. Die Kinder lernen, sich in die Hierarchie der Familie einzuordnen (ohne sich unterzuordnen). Das vermittelt Sicherheit und gibt ihnen den nötigen Halt. 

Hier ein paar Beispiele von Sitzordnungen am Esstisch, welche der systemischen Ordnung entsprechen:


Vielleicht habe ich dich ja ein wenig neugierig gemacht und du hast Lust, auch eure (Sitz-)Ordnung am Familientisch zu überdenken und/oder anzupassen? Schreibe in die Kommentare, was du davon hältst und welche Erfahrungen du damit gemacht hast...

Liebe Grüessli,

Mittwoch, 1. Januar 2020

Wenn ein Leben endet...


Vor einem Jahr ist einer unserer Kater schwer erkrankt und musste sogar ein paar Tage in der Tierklinik verbringen. Das war die erste Situation, bei der unsere Kinder mit dem Thema "Endlichkeit" in Kontakt kamen - und wir wollten sie bestmöglich auf den Ernstfall vorbereiten. Sehr hilfreich war damals das Buch "Was mach ich nur mit meiner Trauer" von Dagmar Geisler. Wir hatten es oft zusammen angeschaut und mit ihnen über den (Kreis-)Lauf des Lebens geredet. Zum Glück durften wir damals unseren Kater wieder nach Hause nehmen. Er muss seither zwar Medikamente nehmen und immer mal wieder für eine Kontrolle zum Tierarzt, doch es geht Kater A soweit gut und er erfreut sich am Zusammensein mit uns - und wir uns natürlich auch an ihm.

Dass wir genau ein Jahr später erneut mit diesem Thema konfrontiert sein werden, damit haben wir nicht gerechnet. Zumal es dieses Mal der andere Kater war, der uns Sorgen machte: Kater R, der robustere und kräftigere der beiden Brüder, hatte plötzlich weniger Appetit. So gingen wir mit ihm zum Tierarzt, um abzuklären, was er hat und wie wir ihm helfen könnten. Die Diagnose der Tierärztin kam dann für uns alle sehr überraschend und war ein grosser Schock. Seine Lunge war total verwuchert, so dass keine Hoffnung auf Heilung bestand.

Wir mussten unseren geliebten Kater R. wenige Tage später schweren Herzens ziehen lassen - er durfte in unseren Armen einschlafen und sich auf den Weg über die Regenbogenbrücke machen. 



Gerne möchte ich ein paar unserer Erfahrungen und Tipps mit euch teilen, falls auch ihr eines Tages eure Kinder durch den Verlust eines Haustieres begleiten müsst.

Offen mit den Kindern über das Thema "Tod" reden:
Seid ehrlich mit euren Kindern und verheimlicht oder beschönigt es nicht, wenn es dem Haustier nicht gut geht. Lasst euch im Gespräch von euren Kindern leiten und beantwortet ihre Fragen offen, ohne ihnen mehr erklären zu wollen, als sie im Moment wissen möchten. Kinder haben ein sehr gutes Gespür dafür, was ihre Seele braucht und wofür es (noch) zu früh ist. 

Den Kindern die Möglichkeit geben, auf ihre eigene Art zu trauern:
Jeder Mensch trauert anders - und jeder hat das Recht, es auf seine eigene Art und Weise zu tun. Bei einigen Kindern bricht die Trauer direkt aus und überflutet sie buchstäblich, andere wiederum brauchen Zeit und trauern vielleicht erst später. Einige Kinder erleben ihre Trauer in Wellen, mal ist sie da, dann wieder weit weg und andere beschreiten ein tiefes Trauertal, bevor sie wieder Freude empfinden.

Rituale können den Kindern helfen, mit dem Verlust umzugehen:
Wenn es die Situation erlaubt, ist es sehr schön, wenn sich die Kinder vom Haustier verabschieden können. Auch sollen sie die Möglichkeit haben, eine kleine "Gedenkstätte" zu erstellen, so dass das Tier auch nach dem Tod seinen Platz in der Familie hat.   

Nicht nur Kinder trauern um Haustiere:
Die Eltern müssen den Verlust eines Haustieres ebenfalls verarbeiten und dürfen ihre Trauer auch vor den Kindern zeigen. Für mich war es jeweils ein klarer Rollenwechsel: oftmals war ich für unsere Kinder da und habe sie in ihrer Trauer unterstützt und begleitet - manchmal überkam mich die eigene Trauer. In solchen Situationen finde ich es wichtig, dass wir Eltern unseren Kindern das Gefühl geben können, dass sie keine Verantwortung tragen für unsere Trauer und wir diese ohne ihre Hilfe bewältigen können.

Ein geliebtes Haustier kann nicht ersetzt werden:
Vielleicht liegt die Versuchung nahe, ein verstorbenes Tier möglichst schnell durch ein Anderes zu ersetzen. Auch wenn dies die momentane Trauer etwas mildern kann, ist es in erster Linie eine Ablenkung und deshalb nicht sonderlich ratsam. Meiner Meinung nach soll und darf die Trauer ihren Platz haben, denn auch sie gehört zum Leben dazu...und irgendwann wird die Zeit vielleicht wieder reif sein für ein neues, tierisches Familienmitglied.